lopf

ich hab die ganze zeit angst
dass irgendjemand einen china-böller
genau vor meine fensterscheibe legt
während die musik immer gemütlicher wird
wie allein ich eigentlich bin
wie unerreichbar eigentlich alle anderen sind
ich komm hier schon wieder raus
das hier ist bloß ein stachelschwein.

tanzend vor der schwarzen schlafzimmerwand
denke ich nach, was ich hier zu suchen habe
mit welchen tatsachen will ich mein leben vermasseln?
triumphales einknicken vor der nebensächlichkeit des daseins
zum glück kann ich mich nicht richtig entspannen
sonst hätte ich keinen grund, mich zu irgendeiner karriere aufzuraffen
das hier ist bloß ein stachelschwein.

ich hoffe ich kann das hier einfach so sagen
ich hoffe ich kann das hier einfach so sagen
ich hoffe ich kann das hier einfach so sagen

ich kann nicht schlafen, weil ich denke
die ganze zeit etwas tun zu müssen
das mein leben entscheidend beeinflusst
aber was soll das sein?
das bedürfnis, etwas erschütterndes zu tun
etwas das alles verdreht,
oh wenn ich glück hab, oh wenn ich glück hab
ist das hier nicht bloß ein stachelschwein

gib mir einen platz in deinem leben
selbst wenn du mich in die abstellkammer stellst
irgendwas muss da ja rein
irgendwann hast du vielleicht verwendung für mich - vielleicht
irgendwann willst du vielleicht mit mir einen kaffee trinken - vielleicht
oder ein lied machen oder ein kind adoptieren oder ein haus besetzen - vielleicht
ich bin so offen für dich
oh wenn ich glück hab, oh wenn ich glück hab
ist das hier nicht bloß ein stachelschwein



Später werde ich bestimmt bereuen, dass ich dir nicht einfach gesagt hab, dass ich dich liebe. Ich werde denken: "Das war so extrem feige und dumm. Liebe ist nichts schlimmes und auch keine Peinlichkeit. Vielleicht ein Problem, wenn sie einseitig ist, aber in dem Fall zum Großteil mein Problem, das nicht kleiner wäre, behielte ich es für mich." - Auf wen glaube ich Rücksicht zu nehmen, wenn ich dir nicht einfach sag, wie viel du mir bedeutest? Kann ich's überhaupt einfach sagen? Vielleicht hab ich Angst, dass meine Stimme und mein Gesicht nicht zu dem Gesagten passen würde. Vielleicht hab ich Angst, dass du dich gezwungen fühlst, eine konkrete Antwort zu treffen, wo du viel lieber im Unausgedrückten bleiben würdest...
Aber zumindest wäre mit einem Mal alle Seltsamkeit, die ich dir gegenüber zeige, erklärt - als tollpatschig überspielte Schüchternheit, Ergriffenheit, Ratlosigkeit. Es ist eigentlich total unfair, dir nicht zu sagen, wie total verdingst ich in dich bin. Wenn ich wüsste, ob du bedrückt oder verärgert oder erleichtert oder verwirrt oder genervt oder mitleidig oder sonstwas wärst, wenn ich dir das alles hier irgendwie sagen würde, würde ich jetzt ein anderes Gesicht machen. Ich hab absolut keine Strategie, nur eben die Ahnung, dass ich mich später grün- und blau hassen würde für meine armselige Zurückhaltung; - eine Armseligkeit, die meine Unfähigkeit, mit diesem Text etwas sinnvolles anzustellen, für immer besiegelt. Ich wäre ohne Zweifel einen riesigen Schritt vorangekommen, wenn ich dir das als Email schicken würde, aber meine darauf notwendig folgende Nervosität und Schlaflosigkeit würde ich wohl nicht ohne bleibende Schäden überleben, ganz zu schweigen von deiner Reaktion. "Danke für die Nachricht, es fällt mir immer sehr schwer, auf sowas zu reagieren. Also ich will dich wirklich nicht verletzen, aber..."

Es gibt keinen passenden Moment, um jemanden zu sagen, dass man sich in ihn verliebt hat. Kein Moment könnte dem Gefühl entsprechen. Weil Liebe so intensiv und zugleich so ungreifbar ist, kann man nur darunter leiden, wenn man sie in soetwas Fassbares wie einen Moment stecken soll. Liebe hat nichts mit Worten zu tun, im Gegenteil: sie welkt unter ihnen, deswegen darf man nicht mit Worten versuchen, sie auszudrücken. Niemals. Niemals! <- solch eine banale Wahrheit müssen sich nur Leute sagen, die an Worten hängen wie an einem Rettungsreifen... Das bedeutet, dass man ohne Worte versuchen muss zu beweisen, dass man der Richtige ist. Natürlich kann ich mir nicht vorstellen, dass dich jemand aus den selben Gründen wie ich lieben könnte, denn nur ich bin ich. Vielleicht könnte ein wohlplatziertes Wort helfen zu verstehen, dass ich weiß, dass wir total gut zusammenpassen würden. Aber das Risiko ist zu groß. Deshalb hoffe ich, du findest diesen Zettel hier, falls dieser Blog überhaupt lesbar genug ist - und glaubst einfach, dass ich dich meine. Also ich lieb dich wirklich so von Grund auf und mit allem was du bist. Vielleicht wirke ich gar nicht so. Das wäre ein Dilemma, das ich nicht ertragen könnte. Es ist so viel möglich. Ich bin einfach weiterhin geduldig. Aber vielleicht ist es auch irgendwann zu spät? Sollte ich konkreter werden? Ach, ich bin so müde darüber nachzudenken und zu schreiben, aber was sollte ich anderes mit der Unsicherheit und Angst machen? Einfach nur aushalten? Kann ich mich dazu genügend motivieren? - Ich könnte so einfach Klarheit schaffen, aber nicht mit diesen ekligen Worten, nicht mit diesem verkrampften Duktus, mit dieser lächerlich selbstgefälligen Haltung. Vielleicht bin ich schon so abgestumpft, so kalt, dass ich nicht mehr einfach nur heulend und zitternd vor Liebeskummer im Bett liegen kann, vielleicht ist es nicht möglich, dass du ahnst, wie sehr ich dich liebe. Vielleicht ist das einfach nur zu viel für dich. Ich weiß es nicht. Ich hab Angst, dich mit meinen Worten und meiner ganzen seltsamen Art anzuöden oder zu nerven oder runterzuziehen. Ich hör mir deine Musik an und muss einfach kurz das hier aufschreiben, bestimmt lösch ich es sobald ich mit der Kluft, die zwischen diesem Text und dem was ich sagen will liegt, nicht mehr leben kann.